Dienstag, 31. Januar 2012

Adam und Bruno: Kein eigenes Land mehr erlaubt







»Guten Morgen, Adam! – Ich bin völlig durcheinander.«

»Guten Morgen, Bruno! – Was hat dich denn derart durcheinandergebracht?«

»Ich zahle es immer noch ab und freute mich auf den Tag, an dem es zu hundert Prozent mir gehört: mein kleines Häuschen auf einem kleinen Stückchen Land. Doch nun gilt das nicht mehr.«

»Inwiefern gilt es nicht mehr, Bruno?«

»Eine politische Gruppierung will, dass alles Land verstaatlicht wird, und zwar nicht nur den Großgrundbesitz, sondern auch die kleinen Grundstücke, auf denen kleine bescheidene Häuschen stehen.«

»Wie begründet die Gruppierung ihre Forderung?«

»Sie behauptet, alles Land sei gestohlen. – Ist das nicht eine bodenlose Frechheit?«

»Etwas zu stehlen ist tatsächlich eine bodenlose Frechheit, da gebe ich dir recht, Bruno. – Was verstehst du eigentlich unter Stehlen?«

»Wie meinst du das? Was ist an Stehlen unklar? Jemand nimmt dir etwas weg, was dir gehört.«

»Jemand stiehlt dein Auto. Einige Tage später siehst du dein Auto vor einem Haus stehen. Du steigst sofort ein und fährst mit dem Auto zu dir nach Hause. Wie viele Diebe sind hier bei der Arbeit?«

»Auch das ist eine Frage, bei der einem die Antwort förmlich ins Gesicht springt. Die Antwort lautet: Es gibt nur einen Dieb. Das ist das Individuum, das mir das Auto gestohlen hat.«

»Und was ist mit dir, Bruno? Hast du nicht ebenfalls ein Auto gestohlen?«

»Das wäre ja noch schöner! Ich hole mein eigenes Auto zurück und werde dafür Dieb genannt. Nein, Adam, ein Dieb bin ich nicht.«

»Bist du dir ganz sicher? Und warum, meinst du, bist du kein Dieb?«

»Ich habe mir doch nur zurückgeholt, was mir gehört, was ja wohl kein Diebstahl ist.«

»Was ist mit denen, die den Grund und Boden, auf dem dein Häuschen steht, verstaatlichen wollen? Sind sie Diebe?«

»Aber selbstverständlich sind das Diebe. Sie wollen mir mein kleines Stückchen Land, für das ich sehr viel Geld bezahlt habe, einfach wegnehmen. Wenn das kein Diebstahl ist, dann weiß ich nicht!«

»Jetzt wiederhole ich eine Frage von vorhin: Du hast ein Auto, das vor einem fremden Haus stand, genommen und bist damit nach Hause gefahren. – Ist das Diebstahl oder nicht? Gerade eben hast du noch ausgerufen: Wenn das kein Diebstahl ist, dann weiß ich nicht!«

»Nein, Adam, so geht es nicht, du vergleichst Äpfel mit Birnen.«

»Tue ich das wirklich? – Ich selbst finde es jedenfalls nicht. Ich sehe jemanden, dem etwas gehört, was ihm gestohlen wird. Zufällig sieht er sein Eigentum vor einem fremden Haus. Er nimmt es an sich und bringt es nach Hause.«

»Das ist mir ein wenig zu abstrakt.«

»Du brauchst nur dein Eigentum dort einzusetzen, wo ›etwas‹ steht. Ich sehe jemanden, dem ein Auto gehört, das ihm gestohlen wird. Zufällig sieht er sein Auto vor einem fremden Haus. Er nimmt es an sich und bringt es nach Hause.«

»Jetzt, Adam, habe ich verstanden, was du mir sagen willst. Aber etwas stimmt trotzdem nicht. Es wird der Eindruck vermittelt, als würden mir einige Menschen etwas wegnehmen, was ich zuvor gestohlen haben soll. Ich habe das Land aber teuer bezahlt.«

»Weil du das Land bezahlt hast, meinst du, es gehöre dir.«

»Gehört es mir etwa nicht?«

»Wenn du 1.000 Menschen fragst, ob dir das von dir gekaufte Land gehört, werden dir sicherlich 999 antworten, es gehöre dir. – Dennoch stimmt es nicht, denn es gehört dir nicht.«

»Das kann doch nicht wahr sein!«

»Wann gehört dir etwas, Bruno?«

»Ich weiß jetzt gar nichts mehr. Bisher glaubte ich, dass mir das gehört, was ich gekauft habe.«

»Das ist bereits ziemlich dicht an der Wahrheit, Bruno! Du bist Eigentümer einer Sache, wenn du sie selbst hergestellt hast oder von jemandem gekauft hast, der sie selbst hergestellt hat oder rechtmäßig erworben hat.«

»Da ich das Land rechtmäßig erworben habe, bin ich der Eigentümer. Wer mir dieses Land wegnehmen will, ist somit ein Dieb.«

»Darauf berufen sich sehr viele Besitzer von Grund und Boden. Dennoch ist es nicht richtig.«

»Was ist denn nun noch falsch?«

»Du gebrauchtest den Ausdruck ›rechtmäßig erworben‹. Genau das trifft hier nicht zu.«

»Ich habe weder betrogen noch gelogen, ich habe den vereinbarten Kaufpreis bezahlt, also ist der Kauf rechtmäßig.«

»Leider muss ich dich enttäuschen, Bruno. Du magst alles so gemacht haben, wie es für einen rechtmäßigen Kauf vorgeschrieben ist. Was ist jedoch mit dem Verkäufer? Er hat dir etwas verkauft, dessen Eigentümer er nicht war, gar nicht gewesen sein konnte. – Rufen wir uns noch einmal in Erinnerung, wann jemand rechtmäßiger Eigentümer ist: Entweder hat er es selbst hergestellt oder von jemandem erworben, der es selbst hergestellt hat.«

»Ich glaube, ich ahne allmählich, worauf du hinauswillst. Wir kommen um die Frage, wer das Land hergestellt hat, nicht herum. Der Hersteller kann ja nur die Natur oder für einige vielleicht eine Gottheit sein.«

»Sehr gut, Bruno! Da kein Mensch Land herstellen kann, kann es auch keinen Menschen geben, der Eigentümer von Grund und Boden ist – und es kann auch keinen rechtmäßigen Käufer von Grund und Boden geben.«

»Was ist mit denen, die Land erst urbar gemacht haben? Sind sie keine Eigentümer?«

»Auf jeden Fall ist das ein häufiges Argument, aber es ist falsch. Warum es falsch ist, wird sofort deutlich, wenn wir uns vorstellen, jemand lasse dein Auto frisch lackieren, spendiere ihm neue Reifen und einen neuen Auspuff. Ist das Auto nun das Eigentum des Menschen, der deinen Wagen überholt hat? Durch Tätigkeiten an einem Gegenstand, der mir nicht gehört, wird der Gegenstand nicht mein Eigentum.«

»Nun verrate doch endlich, wer denn wirklich der Eigentümer von Grund und Boden ist!«

»Eigentlich ist die Antwort so simpel, dass jeder sehr schnell darauf kommen sollte.«

»Ach, Adam, jetzt mache es nicht zu spannend!«

»Die Erde mit allem Land, Wasser und der Luft gehört der Gemeinschaft allen Lebens. Die gierige Lebensform ›Mensch‹ beraubte die Gemeinschaft allen Lebens großer Teile des Landes, des Wassers und der Luft. Sie privatisierten … – um ein Fremdwort zu verwenden, dessen Ursprung die lateinische Übersetzung von berauben ist.«

»Wie kann man diese Entwicklung umkehren?«

»Das ist die Preisfrage, Bruno. Die einzige vertretbare Möglichkeit, das gestohlene Land wieder zu deprivatisieren und in die Hände der Allgemeinheit zurückzugeben, ist die Umwandlung von Eigentum an Land und Boden in gepachtetes Land. Damit kann es nicht mehr vererbt werden. Spätestens nach dem Tod des Besitzers fällt das Land an die Allgemeinheit zurück.«

Mit freundlichem Gruß
Wolf-Gero Bajohr

Freitag, 27. Januar 2012

Adam und Bruno: 500 Milliarden Euro Rettungsschirm




»Hast du gelesen Adam? 500 Milliarden Euro sollen zur Rettung des Euro zur Verfügung stehen.«

»Ja, Bruno, es gibt also ein Riesendefizit, und das soll beseitigt werden. Ich frage mich, warum man nicht die Menschen heranzieht, bei denen fehlende Gelder gelandet sind. Das sind Spekulanten, die ihr Kapital eingesetzt haben, um es Geld verdienen zu lassen. Ist das nicht eine verrückte Idee, Geld Geld verdienen zu lassen?«

»Ich weiß nicht so recht, Adam. Ich glaube, dass die bestehende Gesellschaftsordnung eine wesentliche Rolle spielt.«

»Sehr gut, Bruno! In der kapitalistisch geprägten Gesellschaft wundert sich niemand über den Begriff, er ist hier selbstverständlich. Dagegen ist er in einer Leistungsgesellschaft völlig fehl am Platze, da es kein investiertes Geld gibt, denn auch die Kapitalisten müssen ihr Geld durch Arbeit verdienen. Verstehst du nun, warum die Leistungsgesellschaft für Kapitalisten etwas ist, was sie fürchten?«

»Ich glaube, ich ahne es.«

»Heraus mit deiner Ahnung, Bruno!«

»In einer kapitalistischen Gesellschaft kann der Kapitalist sein Kapital »Geld verdienen lassen«, während er gemütlich auf einem Sofa sitzt und sich seines Lebens erfreut. In einer Leistungsgesellschaft ist das nicht möglich, deshalb fürchtet er sich vor ihr.«

»Wie kann man seine Furcht überwinden? Der kleine Junge, der durch den dunklen Wald gehen muss, pfeift laut vor sich hin. Das »Pfeifen« des Kapitalisten besteht in der Behauptung, wir hätten die Leistungsgesellschaft schon längst. Was wir bereits haben, braucht nicht mehr eingeführt zu werden. Einige Bürger mit sehr hohem Einkommen, die sich selbst nicht Mehrbekommende, sondern Besserverdienende nennen, bezeichnen sich als Leistungsträger der Nation. Sie spielen das Täuschungsmanöver mit Begeisterung mit. Darüber hinaus wird den kleinen Leuten erzählt, die Leistungsgesellschaft sei sehr hart. Wer nicht über seine vollständige Leistungsfähigkeit verfügt, werde ausgebootet, werde zum armen Teil des Volkes abgedrängt, wie es zwar im Kapitalismus üblich ist, aber nicht in der Leistungsgesellschaft.«

»Aber da ist der kleine Mann doch völlig fehlinformiert. Die Nutznießer der kapitalistischen Gesellschaft ist eindeutig der Mensch, der über genügend Geld verfügt.«

»Um auf die fünfhundert Milliarden zurückzukommen, brauchen wir eigentlich nur die Kapitalisten zu zwingen, ihr Kapital zur Verfügung zu stellen, denn in der Leistungsgesellschaft ist es nicht möglich, sein Kapital »Geld verdienen zu lassen.«

»Wie überzeugt sind wir eigentlich, dass es noch zu unseren Lebzeiten zur Einführung der Leistungsgesellschaft kommt?«

»Was meinst du, Bruno?«

»Gar nicht überzeugt. Es ist, als säßen wir in einem Schnellzug, der in Richtung Rom fährt. Wir wollen aber nach Kopenhagen, doch der Zug fährt mit hoher Geschwindigkeit weiter nach Rom, er hat also noch nicht einmal gestoppt.«

Mit freundlichen Gruß
Wolf-Gero Bajohr

Mittwoch, 18. Januar 2012

In der Leistungsgesellschaft verlieren Kapitalisten ihr investiertes Kapital

Durch sehr geschickte Nutzung des Herrschaftsprinzips »Brot und Spiele« gelingt es Kapitalisten und ihren Helfershelfern noch immer, die möglichen Gewinner einer gerechteren Gesellschaft davon abzuhalten, den Aufbau der Leistungsgesellschaft zu fordern und letztlich durchzusetzen.

Hier hätten die Ausgegrenzten und finanziell Ausgebeuteten die große Chance, den Kapitalisten die Möglichkeit zu nehmen, mit ihrem Kapital Geld zu verdienen. Ausschließlich eigene Arbeit bringt zukünftig ein Gehalt, was für langjährige Kapitalisten vermutlich die Hölle bedeutet.

Wir wissen, dass vernünftige Anleger von Geld nur das Kapital anlegen, dessen Verlust sie gegebenenfalls verschmerzen können. Die Umstellung einer Gesellschaft auf Leistung zwingt die Kapitalisten, das investierte Geld als Fehlinvestition zu betrachten und als Verlust abzuschreiben. Die auf diese Weise freigewordenen Gelder fließen in den Staatshaushalt und werden für Bildung ausgegeben.

Mit freundlichem Gruß
Wolf-Gero Bajohr

Dienstag, 10. Januar 2012

Adam und Bruno: Was geschieht, wenn die Leistungsgesellschaft eingeführt wird?



»Hallo Adam, was ist mit dir? Ich wundere mich über dein finsteres Gesicht. Erwartet habe ich ein Gesicht, das vor Freude strahlt.«

»Ach Bruno, ich habe es satt, ich gebe auf. Offensichtlich wollen sich die Leute lieber weiterhin betrügen lassen, als selbst aktiv werden. Vor die Wahl gestellt, sich für mehr Gerechtigkeit zu entscheiden oder für Fußball, würden sie den Fußball wählen.«

»Ich verstehe, dass du frustriert bist, trotzdem kannst du doch nicht ernsthaft an Aufgeben denken. Ausgerechnet jetzt …«

»Ausgerechnet jetzt …? Was ist denn geschehen, das mich daran hindern könnte, den Kampf für eine gerechtere Gesellschaft aufzugeben?«

»Die Leistungsgesellschaft hat gesiegt.«

»Wie kommst du nur darauf, dass die Leistungsgesellschaft gesiegt hätte?«

»Der Bundestag hat den Sieg der Leistungsgesellschaft offiziell festgestellt.«

»Trotzdem ist das leider kein Sieg der Leistungsgesellschaft – diesen Kampf hat sie verloren.«

»Jetzt drehe ich den Spieß einmal um und frage dich, Adam: Wie kommst du nur darauf, dass die Leistungsgesellschaft verloren hätte?«

»Was bedeutet Leistungsgesellschaft für dich, Bruno?«

»Wer viel leistet, darf sich über ein hohes Einkommen freuen; wer nur wenig leistet, erreicht auch nur ein niedriges Einkommen.«

»Du meinst also, den Punkt hätten wir erreicht.«

»Wenn der Bundestag etwas verkündet, gehe ich davon aus, dass es richtig ist.«

»Es kann ja sogar richtig sein, dass unsere Gesellschaft von nun an Leistungsgesellschaft genannt wird oder kommunistische Gesellschaft oder Weihnachtsmanngesellschaft. Sie können die Gesellschaft doch nennen, wie sie wollen. Nach kurzer Zeit wird ohnehin nur nackter Kapitalismus praktiziert.«

»Du treibst wieder einmal einen deiner Scherze mit mir, Adam. – Warst du es nicht, der stets und ständig behauptet hat, dass die Leistungsgesellschaft gerechter sei als alle anderen Gesellschaftsformen?«

»Das ist völlig richtig, Bruno! Und bei dieser Aussage bleibe ich auch.«

»Nun hast du mich aber vollständig verwirrt, was du wohl auch wolltest.«

»Natürlich wollte ich dich nicht verwirren, Bruno, ich wollte dich im Gegenteil aufklären.«

»Bis jetzt hast du mich aber nur verwirrt.«

»Es wird sich gleich ändern, wie ich annehme.«

»Nun bin ich aber gespannt!«

»Vor deiner Tür steht ein VW-Golf.«

»Das stimmt doch gar nicht, Adam, ich fahre doch …«

»Was du wirklich fährst, ist für dieses Beispiel völlig unerheblich.«

»Also gut, dann fahre ich eben Golf, warum eigentlich nicht?«

»Jetzt kommt ein Regierungsvertreter und nennt deinen Golf Rolls-Royce

»Das ist ja wunderbar! Einen Rolls-Royce wollte ich schon immer fahren. – Stellt man mir auch einen Fahrer?«

»Bruno, bitte, sei ein wenig ernsthaft!«

»Gut, Adam, ich habe verstanden. Dadurch, dass jemand eine Kartoffel Erbse nennt, wird sie nicht zur Erbse. Auch wenn eine kapitalistisch geprägte Gesellschaft Leistungsgesellschaft genannt wird, bleibt sie eine kapitalistisch geprägte Gesellschaft.«

»Wie lautet jetzt die Lösung?«

»Ich habe keine, Adam.«

»Es gibt auch keine, Bruno.«

»Also Adam, jetzt werde ich aber allmählich ärgerlich. Jahre lang wirbst du für die Leistungsgesellschaft. Aber plötzlich gibt es keine Lösung, die Leistungsgesellschaft einzuführen. Wie kann ich mich in diesem Fall nicht verschaukelt fühlen?«

»Betrachte die vorgegebene Reihenfolge und überdenke sie, dann wirst du erkennen, dass die Reihenfolge extrem wichtig ist.«

»Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals die Reihenfolge erwähnt hättest.«

»Vielleicht habe ich das Wort Reihenfolge tatsächlich nicht erwähnt, aber hingewiesen habe ich etliche Male darauf, was wann zu erledigen ist.«

»Obwohl ich die sechs Gebote gelernt habe, brauche ich jetzt Hilfe von dir, Adam.«

»Du hast die sechs Gebote wirklich gelernt, Bruno? Ich bin überrascht und hocherfreut, denn du hast mir etwas zurückgegeben, was mir für einen Augenblick verloren schien. Danke, Bruno!«

»Jetzt möchte ich natürlich wissen, was ich dir zurückgegeben habe.«
»Etwas sehr Wichtiges, Bruno, vielleicht sogar das Wichtigste.«

»Du machst es aber sehr spannend.«

»Hast du keine Vorstellung? – Gar keine?«

»Nein, Adam, nicht die geringste Ahnung, was du meinen könntest.«

»Die Hoffnung ist es Bruno. ›Sie stirbt als Letztes‹, sagt man.«

»Es gibt also noch Hoffnung, das ist gut.«

»Und ob es gut ist. Es ist sogar ausgezeichnet!«

»Woraus schöpfst du deine Hoffnung?«

»Wir gehen davon aus, dass diese Zeilen von Leuten gelesen werden, die ohnehin schon unserer Meinung sind oder die den Inhalt bereits kennen und keine Gefahr darin sehen, solange die Menschen, die es wirklich angeht, diese Zeilen nicht lesen.«

»Wo siehst du eine Quelle für deine Hoffnung?«

»Warum sollte es nicht eines Tages geschehen, dass einige diese Zeilen lesen, die zu beiden Bereichen Kontakt haben, die also unsere Zeilen lesen und auch zu den Ausgebooteten, zu den Armen Verbindungen haben.«

»So langsam beginne ich, zu verstehen. Wie geht es weiter?«

»Diese herzlich Willkommenen, die in zwei Bereichen zuhause sind, erzählen den Armen und Betrogenen über die wirkliche Leistungsgesellschaft. Sie berichten, dass dort jeder, der nicht durch Krankheit, Alter oder erfolgreiche Ausbildung gehindert ist, arbeiten muss, um Geld zu verdienen. Für Kapitalisten ist kein Platz mehr. Im Gegensatz zur gegenwärtigen Gesellschaft, wo jeder eine angebotene Arbeit annehmen muss, sei sie auch noch so schlecht bezahlt und weit entfernt, ist die Leistungsgesellschaft bestrebt, nach Möglichkeit jedem einen Arbeitsplatz anzubieten, der ihm nach Neigung und Fähigkeit zukommt. Jeder Arbeitsplatz wird möglichst mit einer Kraft besetzt, die im Extremfall die Tätigkeiten fast wie ein Hobby betrachtet.«

»Das ist der positive Teil, Adam. Wo bleibt der negative Teil?«

»Es gibt zwar eine Vorbedingung, die erfüllt sein muss, aber sie ist nichts Negatives. Es sind die sechs Gebote. Erwähnt sei besonders das Gebot über die Gier.«

»Die Gier ist deshalb so schädlich, weil sie jede Gesellschaft in eine kapitalistische Gesellschaft umfunktioniert.«

»An dieser Stelle rufe ich alle Leser, die auch guten Kontakt zu den Kreisen der Armen haben, auf, ihren Beitrag für eine gerechtere Gesellschaft zu leisten.«

Freundlichen Gruß
Wolf-Gero Bajohr


Freitag, 16. Dezember 2011

Adam und Bruno: Sieg der Leistungsgesellschaft


»Guten Abend, Adam, …«

»Guten Abend? – Seit wann bist du denn so förmlich, Bruno?«

»Ich stelle mich bereits auf die Zukunft ein. Dann werden wir alle an der Spitze der sozialen Hierarchie stehen, und zwar gleichzeitig. Das muss sich selbstverständlich im Sprachgebrauch niederschlagen.«

»Wie kommst du denn darauf?«

»Du solltest vielleicht im Blog ›Kapitalismus oder Leistungsgesellschaft ‹den BeitragDie Leistungsgesellschaft wird kommen‹ lesen. Der Autor behauptet dort, der Kapitalismus sei zum Untergang verdammt.«

»Und wie kommt der Autor zu dieser mehr als optimistischen Aussage?«

»Findest du die Aussage optimistisch? Ich finde sie nur albern. Allein schon die Behauptung, alle wären dann an der Spitze der sozialen Hierarchie.«

»Das, mein lieber Bruno, hat er meines Wissens nie behauptet. Seiner Aussage nach könnten bei gleicher Leistung alle den Spitzenplatz erreichen, und zwar zur gleichen Zeit.«

»Wo und wann gibt es schon gleiche Leistung? Die Aussage über den Spitzenplatz ist also reine Bauernfängerei.«

»Ach Bruno, wenn einmal nicht alles genauso abläuft, wie du es dir vorgestellt hast, dann neigst du dazu, sofort alles zu verdammen. – Doch nun zurück zum Kapitalismus. Ihn gilt es zu vernichten, denn erst ohne ihn können wir an eine Besserung denken. – Wir hatten eine Schwachstelle des Kapitalismus gefunden.«

»Hilf mir doch noch einmal auf die Sprünge! Was war die Schwachstelle des Kapitalismus?«

»Es war und ist die Gier, Bruno, vor allem die Habgier und die Gier nach Ehre und Anerkennung, meistens Ehrgeiz genannt.«

»Nun weiß ich es wieder. Gier und Kapital, sie bedingen einander. Gibt es keine Gier, bricht der Kapitalismus zusammen.«

»Offensichtlich geht der Autor davon aus, dass die Gier beseitigt wird, und damit wären wir auch den Kapitalismus los.«

»Also gut, Adam, unterstellen wir einmal, die Gier werde beseitigt und der Kapitalismus als Folge davon ebenfalls. Was nicht verschwindet, ist der Bedarf an Darlehen. Wer sein Geld als Darlehen verleiht, möchte dabei einen kleinen Gewinn erzielen, was aber wiederum Gier ist. Gibt er das Geld, ohne Zinsen zu erwarten, dann frisst ihm die Inflation einen Teil seines Geldes.«

»Was sagt der Blog-Autor dazu? Wie löst er das Problem? Dass der Darlehensgeber für seine gute Tat nicht bestraft werden will, das verstehen wir wohl alle.«

»Der Autor greift zunächst auf ein Grundnahrungsmittel – wie zum Beispiel Kartoffeln – und deren Preis zurück. Das Darlehen dividiert er durch den Preis der Kartoffeln und erhält die Menge an theoretisch verliehenen Kartoffeln. Soll das Darlehen zurückgezahlt werden, ist die errechnete Menge an Grundnahrungsmitteln mit dem aktuellen Preis zu multiplizieren. Damit hat der Darlehensgeber keinen Inflationsverlust.«

»Er nutzt also die Entwicklung der Kaufkraft und verhindert so, dass der Darlehensgeber einen Inflationsverlust hat.«

»Allerdings hat er auch keinen Gewinn!«

»Das, lieber Bruno, war schließlich das Ziel: Niemand sollte mehr mit Geld weiteres Geld verdienen.«

»Denn das wäre wieder Gier. Und sie haben wir ja gerade erst abgeschafft, um auch den Kapitalismus loszuwerden.«

»Was schreibt der Autor denn noch so über den Kapitalismus?«

»Er vergleicht den Kapitalismus mit einem Auto.«

»Sollen etwa auch alle Autos abgeschafft werden?«

»Ach Adam, die Witzabteilung ist doch allein mir unterstellt. Bleiben wir also dabei: Du bist der ernsthafte Typ und ich der Spaßmacher.«

»Einverstanden, Bruno.«

»Der Kapitalismus wird von Gier bewegt, beide bedingen einander. Wie es jedoch einem Auto ergeht, das keinen Treibstoff erhält, so ergeht es dem Kapitalismus, den dauerhaft keine Gier mehr bewegt. – Folglich muss es das Bestreben des Menschen sein, die Gier zu überwinden.«

»Die Anzahl der starken Menschen nimmt zu, und der Kapitalismus wird bei uns besiegt. Ich glaube auch daran. – Was wird aus dem Fremden?«

»Nach dem Sieg über den Kapitalismus zieht sich der Fremde zurück.«

»Weshalb zieht er sich überhaupt zurück Bruno? – Weiß der Autor eine Antwort?«

»Zumindest hat er eine Vermutung: ›Täte er es nicht, würde man ihm wegen seines Charismas gewiss ein hohes Amt anbieten, vielleicht sogar das des Staatsoberhauptes.«

»Genau das wollte er aber nicht, wie ich annehme, denn er kam wohl nur, um zu helfen.«

»Das hat der Autor auch gemeint.«

»Wer der Fremde tatsächlich ist, bleibt den Menschen ein Geheimnis.«

Viele Grüße
Wolf-Gero

Dienstag, 13. Dezember 2011

Die Leistungsgesellschaft wird kommen

Kapitalismus zum Untergang verdammt

Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft. Das auffälligste Merkmal ist, dass das Kapital alle wichtigen Entscheidungen trifft: Welches Unternehmen soll bei uns überleben, welches wird ins ferne Ausland verlagert. Welcher Arbeitnehmer darf für welches Gehalt wo arbeiten. Über Berufswunsch und Standort des Arbeitsplatzes entscheidet allein das Kapital. Ob jemand von der Sozialhilfe abhängig wird, bestimmt das Kapital. … Es gibt keinen Zweifel daran, dass die kapitalistische Gesellschaft eine Diktatur verkörpert.

Es ist eine immer wiederkehrende Erscheinung, dass jemand an der Macht ist und ein anderer ihm die Macht streitig machen will. Wer an der Macht ist, hat zwar den Vorteil, dass er vorhandene Machtmittel einsetzen kann. Aber der Herausforderer hat für gewöhnlich mehr Kampfeswillen, weil es bei ihm für gewöhnlich um mehr geht, als nur den Weg zur Macht zu schaffen, für ihn geht es oft ums Überleben. Nicht selten herrscht die Überzeugung, dass alles besser ist, als das, was sie jetzt haben. Dieser Stärke kann keine Macht sehr lange standhalten. Wie uns sogar die Geschichte lehrt, hat sich keine Diktatur auf Dauer halten können – der Diktatur des Kapitals wird es nicht anders ergehen.


Was führt zum Untergang des Kapitalismus?

Die Kapitalisten raffen weiterhin das Geld, und dafür treiben sie rücksichtslos mehr und mehr Menschen in die Armut. Noch ist die Kraft, die in den Armen und Ausgegrenzten steckt, nicht erwacht. Doch eines Tages kommt ein charismatischer Unbekannter und klärt sie auf, dass die Armut, in der sie leben, nicht sein muss. Denn es gibt Wege, die in ein gesichertes Dasein führen. Dieser Unbekannte lüftet das Geheimnis um die Leistungsgesellschaft, dass sie nämlich keineswegs zur Armut führt, sondern zu einem akzeptablen Leben. In den Armen erwacht das Interesse an dem Weg, und es drängt sie, aus der Armut herauszukommen.

»Allerdings wird die erlösende Leistungsgesellschaft nicht zum Nulltarif zu bekommen sein, Ihr müsst die sechs neuen Gebote lernen und verinnerlichen«, erklärt ihnen der Unbekannte. »Nun fragt ihr euch sicher, warum ihr die neuen Gebote lernen sollt. An Versuchen, mehr Gerechtigkeit zu erreichen, indem eine neue Gesellschaftsform eingeführt wird, hat es nicht gefehlt. Genannt seien nur Kommunismus, Sozialismus und Kapitalismus. Sofern sich an der Einstellung der Menschen nichts ändert, bleibt es bei der fehlenden Gerechtigkeit. Deshalb besteht dieses Mal der erste Schritt aus dem Lernen und der Verinnerlichung der neuen Gebote. So entsteht der charakterstarke Mensch. Sein Vorteil ist zugleich sein Nachteil. Da er stärker ist als seine Schwächen, ist er ein leichtes Opfer für rücksichtslose Menschen. Deshalb wird der einzig mögliche Entschluss gefasst, nämlich eine neue Gesellschaftsform zu entwickeln und einzuführen.«

»Bevor wir die Leistungsgesellschaft tatsächlich einführen können, müssen alle zukünftigen Bürger der Leistungsgesellschaft die sechs neuen Gebote erlernt und verinnerlicht haben.« Der charismatische Unbekannte reist von Stadt zu Stadt und verkündet, dass in absehbarer Zeit die neue Gesellschaft eingeführt wird. Dann ist mit heftigem Widerstand der Erzkapitalisten zu rechnen. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit werden sie den Fremden sogar zu bestechen versuchen. Der Fremde wird den Versucher jedoch davonjagen.

Die Armen erfahren, was den Kapitalismus am Leben erhält und wie er überwunden werden kann. Der Kapitalismus wird von Gier bewegt, beide bedingen einander. Wie es jedoch einem Auto ergeht, das keinen Treibstoff erhält, so ergeht es dem Kapitalismus, den dauerhaft keine Gier mehr bewegt. – Folglich muss es das Bestreben des Menschen sein, die Gier zu überwinden.

Indem die Anzahl starker Menschen wächst, verhindert der Mangel an Gier immer häufiger, dass das Kapital das Geschehen beeinflusst oder dass es gewinnbringend eingesetzt wird. Für Kapitalisten zwar unvorstellbar, aber Darlehen können auch ohne Zinsen vergeben werden. Hierzu legt man die Kaufkraftentwicklung zugrunde. Ein einfaches Beispiel möge das demonstrieren: Zunächst wird ermittelt, wie viel man von einem Grundnahrungsmittel für den Darlehensbetrag erhält. Für die Rückzahlung wird festgestellt, wie viel das theoretische Grundnahrungsmittel inzwischen kostet. Dieser Preis entspricht dann dem Betrag, der zurückzuzahlen ist.

Der Kampf beginnt, niemand strebt mehr nach zusätzlichem Geld. Die Gier wird unterdrückt, wo sie der kapitalistischen Gesellschaft am meisten Schaden zufügt. Selbst der Mittelstand beteiligt sich schließlich und legt kein Geld mehr fest, er kauft insbesondere keine Aktien und keine angeblich guten Anlagen mehr.

Wenn der Kampf beendet ist und der Kapitalismus besiegt wurde, dann zieht sich der Fremde zurück, wie er gekommen war, also unbemerkt. Weshalb zieht er sich zurück? – Täte er es nicht, würde man ihm wegen seines Charismas ein hohes Amt anbieten, vielleicht sogar das des Staatsoberhauptes. Doch er kam nur, um zu helfen. Jemand, der wegen seines hohen Ansehens gewählt wird, hat erheblich mehr Macht und ist möglicherweise gefährdet, seine Macht zu missbrauchen. Dieser Fremde ist sehr stark, sodass es ihm nicht schwerfällt, den Ort seines erfolgreichen Wirkens zu verlassen. Wer der Fremde tatsächlich ist, bleibt den Menschen ein Geheimnis.

Der Vollständigkeit halber seien die sechs neuen Gebote einmal aufgeführt:

Erstens:          Gier
                        Überwinde deine Gier!
Zweitens:        Hass und Neid
                        Lasse dich nicht von Hass- oder Neidgefühlen beeinflussen!
Drittens:         Verantwortlichkeit
                        Du bist für alles verantwortlich, was du ändern könntest.
Viertens:         Andersartiges
                        Habe angemessene Achtung vor dem Andersartigen (Mensch oder Tier)!
Fünftens:        Kritik
                        Sei fähig und bereit, zu kritisieren und dich kritisieren zu lassen!
Sechstens:       Gewalt
                        Enthalte dich jeder Gewalt!

Viele Grüße
Wolf-Gero Bajohr


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Mittwoch, 7. Dezember 2011

Und wenn wir zur Erde zurückkehren müssen?

Sogar ein Kämpfer für eine gerechtere Gesellschaft ist nicht sicher davor, seine Einsatzfreude zu verlieren, weil er an den Erfolg nicht mehr zu glauben vermag und sich deshalb mit dem Gedanken tröstet, dass er seinem Ende mit jedem bewältigten Tag näherkomme und dass dann alles überstanden sei.
»Was kann denn mir noch geschehen?«, frage ich mich und verspüre eine wohltuende Ruhe in mir – für wenige Augenblicke, für sehr wenige Augenblicke. Schon dringen abgestorbene Bäume in mein Bewusstsein, und tote Fische treiben mit geblähtem Bauch nach oben in verschmutztem Gewässer, Leukämiekranke Kinder richten ihre fragenden Augen auf mich. Von Verzweiflung gezeichnet sind ihre Gesichter, aber auch von der Hoffnung auf Besserung und vielleicht aber auch nur auf Erlösung von Schmerzen und Übelkeit, … und das Kernkraftwerk in der Nachbarschaft erzeugt weiterhin den angeblich »sauberen« Strom, … und ich schreie voller Zorn meine Verzweiflung hinaus in die Welt: »Sollen sie doch die Erde weiter vergiften! Was geht sie mich überhaupt noch an? Für mich ist doch ohnehin bald alles vorbei, und dann gilt: nach mir die Sintflut!«
Ein erschreckender Gedanke taucht plötzlich auf: Was hieße es für mich, wenn mein Ende kein endgültiges Ende wäre und ich auf die Erde zurückkehren müsste?
Für Glaubensfragen gilt eine Besonderheit: Wir können nicht beweisen, dass all das, woran wir glauben, wirklich wahr ist. Das Gegenteil lässt sich allerdings ebenso wenig zweifelsfrei beweisen.
Folgen wir dieser Erkenntnis, bietet unser persönliches Ende keine Garantie dafür, dass für uns tatsächlich alles vorbei ist. Damit verliert die Redewendung »nach mir die Sintflut« ihre beruhigende Wirkung, denn möglicherweise werde ich nach meiner Rückkehr zur Erde mit negativen Folgen eigenen Handelns konfrontiert. Konsequenterweise setze ich den Kampf um den Weg in eine bessere Zukunft vorsorglich fort. Zwar bin ich kein Weltverbesserer, aber dennoch würde ich gern ein Stück der Welt verbessern. 


Viele Grüße
Wolf-Gero Bajohr

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