Warum setzt sich die Leistungsgesellschaft nicht durch? Wir werden zeigen, dass a) die Einzigen, die schlechter gestellt wären als heute, die Kapitalisten sind, denn sie müssten für ihr Geld arbeiten, und b) die kleinen Leute eine Arbeit haben, die ihnen nach Neigung und Fähigkeit besonders liegt. Sie sind dann nicht mehr auf Almosen von der Gemeinschaft angewiesen. Einiges, was auffällt -- und man fragt sich: Was stimmt hier nicht?
Dienstag, 31. Januar 2012
Adam und Bruno: Kein eigenes Land mehr erlaubt
»Guten Morgen, Adam! – Ich bin völlig durcheinander.«
»Guten Morgen, Bruno! – Was hat dich denn derart durcheinandergebracht?«
»Ich zahle es immer noch ab und freute mich auf den Tag, an dem es zu hundert Prozent mir gehört: mein kleines Häuschen auf einem kleinen Stückchen Land. Doch nun gilt das nicht mehr.«
»Inwiefern gilt es nicht mehr, Bruno?«
»Eine politische Gruppierung will, dass alles Land verstaatlicht wird, und zwar nicht nur den Großgrundbesitz, sondern auch die kleinen Grundstücke, auf denen kleine bescheidene Häuschen stehen.«
»Wie begründet die Gruppierung ihre Forderung?«
»Sie behauptet, alles Land sei gestohlen. – Ist das nicht eine bodenlose Frechheit?«
»Etwas zu stehlen ist tatsächlich eine bodenlose Frechheit, da gebe ich dir recht, Bruno. – Was verstehst du eigentlich unter Stehlen?«
»Wie meinst du das? Was ist an Stehlen unklar? Jemand nimmt dir etwas weg, was dir gehört.«
»Jemand stiehlt dein Auto. Einige Tage später siehst du dein Auto vor einem Haus stehen. Du steigst sofort ein und fährst mit dem Auto zu dir nach Hause. Wie viele Diebe sind hier bei der Arbeit?«
»Auch das ist eine Frage, bei der einem die Antwort förmlich ins Gesicht springt. Die Antwort lautet: Es gibt nur einen Dieb. Das ist das Individuum, das mir das Auto gestohlen hat.«
»Und was ist mit dir, Bruno? Hast du nicht ebenfalls ein Auto gestohlen?«
»Das wäre ja noch schöner! Ich hole mein eigenes Auto zurück und werde dafür Dieb genannt. Nein, Adam, ein Dieb bin ich nicht.«
»Bist du dir ganz sicher? Und warum, meinst du, bist du kein Dieb?«
»Ich habe mir doch nur zurückgeholt, was mir gehört, was ja wohl kein Diebstahl ist.«
»Was ist mit denen, die den Grund und Boden, auf dem dein Häuschen steht, verstaatlichen wollen? Sind sie Diebe?«
»Aber selbstverständlich sind das Diebe. Sie wollen mir mein kleines Stückchen Land, für das ich sehr viel Geld bezahlt habe, einfach wegnehmen. Wenn das kein Diebstahl ist, dann weiß ich nicht!«
»Jetzt wiederhole ich eine Frage von vorhin: Du hast ein Auto, das vor einem fremden Haus stand, genommen und bist damit nach Hause gefahren. – Ist das Diebstahl oder nicht? Gerade eben hast du noch ausgerufen: Wenn das kein Diebstahl ist, dann weiß ich nicht!«
»Nein, Adam, so geht es nicht, du vergleichst Äpfel mit Birnen.«
»Tue ich das wirklich? – Ich selbst finde es jedenfalls nicht. Ich sehe jemanden, dem etwas gehört, was ihm gestohlen wird. Zufällig sieht er sein Eigentum vor einem fremden Haus. Er nimmt es an sich und bringt es nach Hause.«
»Das ist mir ein wenig zu abstrakt.«
»Du brauchst nur dein Eigentum dort einzusetzen, wo ›etwas‹ steht. Ich sehe jemanden, dem ein Auto gehört, das ihm gestohlen wird. Zufällig sieht er sein Auto vor einem fremden Haus. Er nimmt es an sich und bringt es nach Hause.«
»Jetzt, Adam, habe ich verstanden, was du mir sagen willst. Aber etwas stimmt trotzdem nicht. Es wird der Eindruck vermittelt, als würden mir einige Menschen etwas wegnehmen, was ich zuvor gestohlen haben soll. Ich habe das Land aber teuer bezahlt.«
»Weil du das Land bezahlt hast, meinst du, es gehöre dir.«
»Gehört es mir etwa nicht?«
»Wenn du 1.000 Menschen fragst, ob dir das von dir gekaufte Land gehört, werden dir sicherlich 999 antworten, es gehöre dir. – Dennoch stimmt es nicht, denn es gehört dir nicht.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«
»Wann gehört dir etwas, Bruno?«
»Ich weiß jetzt gar nichts mehr. Bisher glaubte ich, dass mir das gehört, was ich gekauft habe.«
»Das ist bereits ziemlich dicht an der Wahrheit, Bruno! Du bist Eigentümer einer Sache, wenn du sie selbst hergestellt hast oder von jemandem gekauft hast, der sie selbst hergestellt hat oder rechtmäßig erworben hat.«
»Da ich das Land rechtmäßig erworben habe, bin ich der Eigentümer. Wer mir dieses Land wegnehmen will, ist somit ein Dieb.«
»Darauf berufen sich sehr viele Besitzer von Grund und Boden. Dennoch ist es nicht richtig.«
»Was ist denn nun noch falsch?«
»Du gebrauchtest den Ausdruck ›rechtmäßig erworben‹. Genau das trifft hier nicht zu.«
»Ich habe weder betrogen noch gelogen, ich habe den vereinbarten Kaufpreis bezahlt, also ist der Kauf rechtmäßig.«
»Leider muss ich dich enttäuschen, Bruno. Du magst alles so gemacht haben, wie es für einen rechtmäßigen Kauf vorgeschrieben ist. Was ist jedoch mit dem Verkäufer? Er hat dir etwas verkauft, dessen Eigentümer er nicht war, gar nicht gewesen sein konnte. – Rufen wir uns noch einmal in Erinnerung, wann jemand rechtmäßiger Eigentümer ist: Entweder hat er es selbst hergestellt oder von jemandem erworben, der es selbst hergestellt hat.«
»Ich glaube, ich ahne allmählich, worauf du hinauswillst. Wir kommen um die Frage, wer das Land hergestellt hat, nicht herum. Der Hersteller kann ja nur die Natur oder für einige vielleicht eine Gottheit sein.«
»Sehr gut, Bruno! Da kein Mensch Land herstellen kann, kann es auch keinen Menschen geben, der Eigentümer von Grund und Boden ist – und es kann auch keinen rechtmäßigen Käufer von Grund und Boden geben.«
»Was ist mit denen, die Land erst urbar gemacht haben? Sind sie keine Eigentümer?«
»Auf jeden Fall ist das ein häufiges Argument, aber es ist falsch. Warum es falsch ist, wird sofort deutlich, wenn wir uns vorstellen, jemand lasse dein Auto frisch lackieren, spendiere ihm neue Reifen und einen neuen Auspuff. Ist das Auto nun das Eigentum des Menschen, der deinen Wagen überholt hat? Durch Tätigkeiten an einem Gegenstand, der mir nicht gehört, wird der Gegenstand nicht mein Eigentum.«
»Nun verrate doch endlich, wer denn wirklich der Eigentümer von Grund und Boden ist!«
»Eigentlich ist die Antwort so simpel, dass jeder sehr schnell darauf kommen sollte.«
»Ach, Adam, jetzt mache es nicht zu spannend!«
»Die Erde mit allem Land, Wasser und der Luft gehört der Gemeinschaft allen Lebens. Die gierige Lebensform ›Mensch‹ beraubte die Gemeinschaft allen Lebens großer Teile des Landes, des Wassers und der Luft. Sie privatisierten … – um ein Fremdwort zu verwenden, dessen Ursprung die lateinische Übersetzung von berauben ist.«
»Wie kann man diese Entwicklung umkehren?«
»Das ist die Preisfrage, Bruno. Die einzige vertretbare Möglichkeit, das gestohlene Land wieder zu deprivatisieren und in die Hände der Allgemeinheit zurückzugeben, ist die Umwandlung von Eigentum an Land und Boden in gepachtetes Land. Damit kann es nicht mehr vererbt werden. Spätestens nach dem Tod des Besitzers fällt das Land an die Allgemeinheit zurück.«
Mit freundlichem Gruß
Wolf-Gero Bajohr
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So, wie Du die Sache darstellst, lieber Wolf-Gero ist sie nicht. Es gibt ein Staatsvolk, das auf einem Territorium lebt, also einem Staat, in dessen Besitz das Land ist. Dieses Territorium unterteilt sich aufgrund von Herkunft und Geschichte in einzelne Volksgruppen, die in ihrem Bereich - also z.B. Bundesland oder Départment - leben, auch diesen Ländern gehört das Land . In diesen Ländern gibt es Städte, Dörfer und Kommunen, die sich ebenfalls im Laufe der Geschichte gebildet haben. Auch dieses Land gehört denjenigen, die dort ihre Heimat und ihr Heim haben, die örtlichen Behörden verwalten es. Wenn nun jemand ein Stück Land von diesen offiziellen Stellen kauft, geht es in seinen Besitz und seine Verwaltung über. In den seltensten Fällen hat jemand dieses Geld zur Hand, muss es sich leihen und an die Banken mit Zinsen zurückzahlen, in manchen Fällen zahlen zwei Generationen daran und sparen sich die Raten vom Mund ab. Und wem soll ein Haus wieder zurückgegeben werden, an jemanden, der es mir verkauft hat, der Kommune, dem Land, dem Staat, der es dann wieder verkauft? Ich bitte Dich, das wäre ein Rückfall in feudalistische Zeiten, wir wären sozusagen Hörige, deren Hab und Gut nach dem Tode der Familie weggenommen wird. Diese Vorstellungen machen die Menschen heim- und heimatlos und unfrei. Was allerdings ausgeschlossen werden sollte, dass wenige Betuchte bevorzugte Landstriche an Flüssen und Seen, in Wäldern aufkaufen können und für die Allgemeinheit unzugänglich machen. Im Grunde heißt es auch heute immer noch: "Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen".
AntwortenLöschenGlG Elke
Liebe Elke!
AntwortenLöschen»Es gibt ein Staatsvolk, das auf einem Territorium lebt, also einem Staat, in dessen Besitz das Land ist.«
Du beschreibst sehr differenziert, wie das Staatsgebiet immer weiter aufgeteilt wird. Es bleibt jedoch die Frage: Wer hat dem Staat das Land gegeben?
Ich gehe nach wie vor davon aus, dass das Land der Gemeinschaft aller Lebensformen gehört. Das bedeutet zum Beispiel, dass nicht nur ein bestimmtes Gebiet verseucht wird, sondern auch, dass der Lebensraum bestimmter Lebensformen zerstört wird.
Ganz liebe Grüße
Wolf-Gero
Hallo Wolf Gero
AntwortenLöschenDie einzige vertretbare Möglichkeit, das gestohlene Land wieder zu deprivatisieren und in die Hände der Allgemeinheit zurückzugeben, ist die Umwandlung von Eigentum an Land und Boden in gepachtetes Land. Damit kann es nicht mehr vererbt werden. Spätestens nach dem Tod des Besitzers fällt das Land an die Allgemeinheit zurück.«
Das kann ich ausnahmsweise unterschreiben, weil diese Variante wenigstens der Allgemeinheit dienen würde und nicht der kapitalistischen Ansicht, alles was sie käuflich gemacht hat wäre deswegen schon Eigentum.
Liebe Grüße
Ursula
Hallo Ursula!
AntwortenLöschenDanke für Deinen Kommentar!
Es wird immer "Omas kleines Häuschen" angeführt. Nach Omas Tod fallen Haus und Grundstück an den eigentlichen Eigentümer zurück, nämlich an die Gemeinschaft allen Lebens. Sollte ein Nachfahre von Oma an dem Haus und dem Grundstück hängen, könnte er es ja wieder pachten.
Liebe Grüße
Wolf-Gero