Donnerstag, 1. Dezember 2011

Wer arbeitet besser?


Zwei Gruppen erhalten einen Arbeitsauftrag:

Eine Gruppe erfüllt ihren Auftrag nur widerwillig, weil ihr die Arbeit nicht liegt und ihre Fähigkeiten für die verlangten Tätigkeiten außerdem nicht ausreichen.

Die zweite Gruppe erfüllt ihren Auftrag mit großer Begeisterung, denn die geforderten Fähigkeiten und Neigungen entsprechen dem, was sie sich auch als Freizeitbeschäftigung aussuchen würde. 

Welche der beiden Gruppen wird voraussichtlich die höhere Leistung erbringen? – Es gehört sicherlich nicht viel Fantasie dazu, die zweite Gruppe als Sieger zu sehen.
Berücksichtigen wir, dass in unserer gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft stets gefordert wird, Erwerblose müssten grundsätzlich jeden angebotenen Job annehmen, dann ist unschwer zu erraten, dass das Arbeitsergebnis alles andere als erfreulich ist.

Betrachten wir veröffentlichte Erwerbslosenstatistiken etwas genauer, dann sollte uns eine Besonderheit auffallen: Bei Entlassungen und bei Einstellungen wird stets nur die Anzahl der Mitarbeiter genannt. Wie hoch die Summe der gezahlten Löhne ist, wird nicht erwähnt, ebenso wenig die Summe der Arbeitswegkilometer.

Die fehlenden Angaben erweisen sich als sehr praktisch bei den Erwerbslosenstatistiken, wo ja nur die Anzahl der Mitarbeiter genannt wird. So erscheint eine Meldung über die Entlassung von 1000 Mitarbeitern. Einige Zeit später erscheint eine erfreuliche Meldung, ein Unternehmen stelle 2000 Arbeitnehmer ein. Politiker der Regierungsparteien jubeln, es gehe wieder aufwärts mit uns.

Ein kritischer Beobachter traut dem Ganzen jedoch nicht. Er vermisst die Lohnsumme und die Summe der Arbeitswegkilometer. Hätte er sie nämlich, könnte er vielleicht feststellen, dass die Lohnsumme gleich geblieben ist. Allerdings galt die ursprüngliche Summe für 1000 Arbeitnehmer, während die neue und gleich hohe Summe nun für 2000 Arbeitnehmer gilt, was ja nichts anderes bedeutet, als dass die Löhne halbiert werden. Da die Erwerbslosen sehr flexibel sein sollen, ist zu vermuten, dass die Summe der Arbeitswegkilometer ebenfalls auf mehr als das Doppelte der ursprünglichen Arbeitskilometer gestiegen ist.

Wenn die Presse meldet, es gehe wieder aufwärts, denn Arbeitssuchende werden in größerer Zahl eingestellt, dann können wir sicher davon ausgehen, dass das nur für eine Gruppe gilt, nämlich für die Kapitalisten.

Viele Grüße
Wolf-Gero Bajohr

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4 Kommentare:

  1. Genau, das sehe ich auch so, positive Meldungen dieser Art, darf man ruhig der Kapitallobby zurechnen, wem sonst ? Gestern habe ich in der Zeitung gelesen, dass Abgeordnete in NRW 500,--€ mehr Einkommen fordern, dazu kann ich nur noch sagen: "Frohe Weihnachten Vielfraß".

    Alles Liebe
    Ursula

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  2. Es ist nicht nur die Presse, die die Konjunktur bejubelt, es sind vor allem auch die Wirtschaftsbosse und die Politiker, die ebenfalls Grund zum Jubeln haben: Man kann sich wieder die Taschen füllen. Aber die Betreiber von sog. "Ich-AGs" und die Mini-Jobler fehlt die Luft zum Jubeln. Dort ist nichts von einer Hochkonjunktur zu bemerken! Alles nur ein Scheingefecht, alles nur ein Brettspiel - Spiel mit Geld, das nicht vorhanden ist. Es dauert nicht lange, da platzt die Seifenblase, da können die Finanzbosse der EU noch so viel pusten.

    Danke, lieber Wolf-Gero,
    und einen schönen 2. Advent
    Elke

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  3. 500 Euro! Wie könnte es deutlicher gemacht werden, dass unsere Politiker den Kontakt zur Realität der kleinen Leute verloren haben?
    Die Politiker haben zwar unsere Stimmen erhalten, aber welche Bedürnisse wir haben, spielt für sie keine Rolle.
    Danke für Deinen Kommentar, liebe Ursula!
    Alles Liebe
    Wolf-Gero

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  4. Hallo liebe Elke!
    Es ist völlig richtig, dass nicht nur die Presse die Konjunktur bejubelt, sie ist praktisch nur das Sprachrohr für die Politiker und die Wirtschaftsbosse.
    Danke für Deinen Kommentar!
    Viele liebe Grüße
    Wolf-Gero

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